Mein über alles geliebtes Baby
Als ich dich zu mir nahm, warst du zarte 5 Wochen alt, deine Vorbesitzer hatten deine Geschwister schon alle abgegeben und auch dich wollte man so schnell wie möglich loswerden.
Auf mein Bitten hin, dich doch zumindest noch eine Zeit bei deiner Mama zu lassen, schüttelten sie den Kopf...
Ich nahm dich also mit und päppelte dich. Mein Kater Tiger akzeptierte dich sofort, er war ja selbst erst 5 Monate bei deinem Einzug.
Als würde er es spüren, übernahm er ungefragt eine regelrechte Mutterrolle.
Er leckte und putzte dich, er ließ dich an seinen Zitzen saugen, die sich daraufhin stark entzündeten.
Du warst schon eine einzigartige verrückte süße Maus.
als du mir im Alter von 12 Wochen, während ich noch im Bett lag, beim Toben auf mein Gesicht sprangst und mir die halbe Nase aufschlitztest, tat das meiner Liebe zu dir keinen Abbruch
Du warst wild und zärtlich zugleich und mit den Kindern warst du geduldig ohne Ende.
Meine Nichte Katja und du, ihr ward so wunderbar miteinander anzusehen. Wenn sie als Säugling mal schrie, sprangst du ganz sachte zu ihr ins Bett und lecktest ihre Händchen.
Sie ließ sich von dir so derart beruhigen, dass es mir manchmal schon unheimlich war.
Wenn Katja sich dann später zu dir setzte, achtete sie peinlichst darauf, dir nicht weh zu tun und das spürtest und wusstest du. Auch hier sieht man, wie gelassen du liegen bleibst, als sie ihre Beinchen vorsichtig über dich hebt. Es war bei euch beiden eine gegenseitige Liebe, und mein kleiner Schatz, Katja träumt noch sehr oft von dir und scheinbar besuchst du sie im Schlaf.
Als du 7 Jahre warst, bemerkte ich unter deinem Bauch einen Knoten und ich dachte, mir bleibt das Herz stehen.
Der Tierarzt diagnostizierte Mamma Karzinome. Krebs... Ich dachte, der Boden tut sich auf
Doch ich stand da und eine nicht geahnte Kraft zum Kampf breitete sich in mir aus.
Ich wusste nicht was dir bevorstand, was du durchleben müsstest, aber ich hörte mich sagen:
Was kann man tun?
Dir wurde die komplette Milchleiste entfernt, eine Narbe von oben bis unten, ich wusste nicht, wie ich dich tragen sollte.
Zuhause legte ich dich unters Rotlicht und glaubte kaum, dass du es schaffen würdest...
Ich legte mich zu dir auf den Boden, flüsterte dir ins Ohr, dass ich alles tu um dich zu retten und du mir ein klein wenig helfen sollst.
Nach ca. 3 Monaten hattest du dich soweit erholt, dass man die andere Seite auch entfernen konnte.
Wieder so eine Riesen-OP. Ich hatte Angst pur.
Dann Kontrollen, ob sich schon Metastasen auf der Lunge gebildet haben und dann 6 Monate Chemo-Therapie.
Wir kämpften beide, du mit mir und ich um dich.
Die Chemo hatte auf dich nicht die negativen Nebenwirkungen wie befürchtet, mit deinem halbnackten Bauch liefst du wieder den Kratzbaum hoch, du hattest gesunden Appetit und erbrochen hast du auch nur selten.
Wenn es dir mal nicht ganz so gut ging, sperrte ich die anderen Katzen bis auf Tiger alle weg und kümmerte mich nur um dich.
Sämtliche Nachkontrollen ließen hoffen, dass du es geschafft hattest.
Du warst wieder die wilde, die verrückte, die liebende, die tröstende Katze. Du warst wie neu geboren.
Du lebtest weitere 8 Jahre ohne einen Zwischenfall, kerngesund, glücklich.
Dann fiel mir irgendwann eine Verhärtung auf, die ich sofort mit dem Tierarzt besprach.
Eine kleine Verhärtung, die sich aber leider nicht so gut hin und herschieben ließ...
Durch deine Vorgeschichte wurdest du sofort operiert.
Es war der 02.10.1997 es war ein Donnerstag, ich weiß es wie gestern.
Als ich dich aus der Praxis abholte, hobst du schon dein Köpfchen und ich versprach dir, gut auf dich aufzupassen.
Spät in der Nacht fiel mir auf, dass du nicht richtig aus der Narkose erwachtest.
Der TA meinte, er hätte sehr tief schneiden müssen, die Narkose könne durch den Schmerztropf verstärkt worden sein.
Wir schliefen die ganze Nacht nicht, um dich beobachten zu können.
In den Morgenstunden schienst du zu dir zu kommen, du liefst zwar immer noch sehr unkontrolliert, aber schafftest es bis auf die Couch hoch.
Irgendwas sagte mir, da stimmt was nicht.
Der Tierarzt war 150km entfernt in sein Wochenendhaus gefahren und ich konnte ihn erst am Mittag dort erreichen.
Er beruhigte mich, dass ich dir doch etwas Zeit geben möge...
Der Notarzt mit dem ich abends Kontakt hatte, meinte auch, das könnte schon mal vorkommen, ich soll dir zur Kreislaufstabilisierung 1-2ml Kaffee einflößen.
Ich war am Ende.
Ich rief wieder meinen Tierarzt an und bat ihn, zurückzukommen.
Er kam nicht...
Am 04.10. ging es dir immer noch nicht so richtig und so wollten wir mit dir diese 150km zum Tierarzt fahren.
Ich legte dich in einen offenen Weidenkorb und stellte dich während der Autofahrt auf meinen Schoß.
Auf halber Strecke sprangst du plötzlich auf, schautest mich mit einem Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und schriest mich regelrecht an.
Dann sackte dein kleiner Körper in sich zusammen...
Es war vorbei.
Du starbst 16 jährig sinnlos an einer Embolie und darüber komme ich nie hinweg.
Mein über alles geliebtes Baby, du hast mich auf ganz sonderbare Art und Weise bis tief in meine Seele, mein Herz, meine Gedanken und mein Sein berührt.
Du warst die Auserkorene unter allen, du warst und bleibst etwas ganz Besonderes.
Ich hab euch alle acht geliebt, aber du warst meine absolute Nr. 1
Ich vermisse dich so sehr
In Liebe Deine Mama Tina
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