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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Maggie aus Spanien



sussel
24.10.2006, 17:59
Ich möchte hier die Geschichte unserer Spanierin Maggie erzählen.

Angefangen hat es mit einem Internet-Link zu einem spanischen Tierheim. Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, eine Zweitkatze für unseren Kater Rocky zu holen. Eine Freundin hatte sich selbst für eine kleine Spanierin entschieden und zeigte mir den Link zu der Auserwählten. Und wie es so kommt: Man stöbert noch etwas auf dieser Vermittlungsseite und dann sah ich die 11 Monate alte Maggie. Es war Liebe auf den ersten Blick. Meine bessere Hälfte war zwar schnell, aber leider nicht sonderlich überzeugt. Im Dezember 2004 wurde bei uns Vorkontrolle gemacht und der Vertrag für Maggie aufgesetzt. Ende Januar 2005 ging dann für Maggie die Fahrt los und wird durften sie nach ihrer 25 Stunden-Fahrt an einer Raststätte in Empfang nehmen.

Bei der Übergabe habe ich nicht viel gesehen außer einem kleinen schwarz-weißen Bündel. Gerade so viel, dass ich bestätigen konnte, dass es die gewünschte Katze war. Dafür konnte man sie auf der Fahrt umso mehr hören. Man sollte meinen, dass nach einer Fahrt von 25 Stunden eine Katze eigentlich nicht mehr schreien würde, aber die restlichen 30 Minuten bewies Maggie uns, wie falsch man doch liegen kann.

Daheim angekommen hatte Rocky das Pech, bereits in der Wohnung auf uns zu warten und so wurde zur besseren Zusammenführung sein Freigang für den Tag gestrichen.
Die hüpfende Transportbox mit Maggie drin wurde ins Wohnzimmer und Rocky vor vollendete Tatsachen gestellt.
Um ehrlich zu sein, war ich von der Katze die da aus der Transportbox kam, alles andere als begeistert. Ich war Rocky gewöhnt, der hochgewachsen, athletisch und elegant war. Als ich Maggie sah kam mir zuerst der Vergleich zwischen einem Prinzen in Rüstung und einem kleinen „vergnomten“ Waldschrat. Maggie war klein, ihr Fell war struppig (womit ich noch gerechnet hatte) und das schlimmste: Sie hatte einen kleinen schwarzen Fleck direkt unter der Nase. Auf dem Foto hatte ich es für einen Fleck auf der Linse gehalten. Kurz und knapp - ich war enttäuscht und fand Maggie einfach nur schrecklich anzusehen. Aber da man selbst ja auch nicht nach dem Äusseren beurteilt werden möchte, wollte ich erst einmal abwarten.

Rocky war ungefähr ebenso schockiert wie ich, wenn bei ihm auch Maggies Anwesenheit an sich schuld daran war. Das erste, was Maggie nach ihrer Wohnungserkundung tat, war sich auf Rockys geheiligtes Kuschelkissen zu legen und eine Runde zu schlafen. Ich wusste vorher nicht, dass Katzen einen dermaßen schockierten und fassungslosen Blick aufsetzen können.

Die Nächte waren für uns nicht leicht. Rocky war es gewohnt, bei uns im Bett zu schlafen - und jetzt kam auch noch Maggie ins Bett! Es war das erste Mal, dass die Maus in einem Bett bei Menschen lag und sie hörte gar nicht mehr auf zu treteln und zu schnurren. Aber Rocky fand sich mit dieser Situation nicht zurecht. Um ihm zu zeigen, dass er weiterhin die Nr. 1 war, versuchten wir Maggie aus dem Schlafzimmer zu verbannen und Rocky seinen Platz im Bett zu gewähren. Kaum war die Tür zu, fing nicht nur Maggie an draußen zu schreien, sondern auch Rocky wollte unter diesen Umständen nicht mehr bei uns schlafen.

Die ersten Tage waren für uns eigentlich nur ein einziger Horror. Die Nächte, in denen Maggie uns durch exzessives Treteln und Schnurren um den Schlaf brachte, Rocky dem man nur schwer zeigen konnte, dass er die Nr. 1 blieb und letztendlich der Umgang der beiden miteinander.

Um Rocky nicht noch mehr das Gefühl zu geben, Maggie sei an allem schuld, durfte er weiterhin seinen Freigang genießen. Mein Verlobter, der nicht sonderlich von der Idee einer Zweitkatze begeistert war und an seinem Rocky hing, bemerkte dann, dass Rocky seinen Freigang immer weiter ausdehnte. Die Zeiten, in denen er Mittags mal vorbeischaute und abends heim kam, verlängerten sich immer mehr.
Sobald Rocky daheim war, fing der Streit mit Maggie an.

Im Nachhinein gesehen lag das Problem an der Verständigung zwischen den beiden. Gleich am nächsten Werktag gingen wir mit Maggie zum Tierarzt. Sie hatte ein verträntes Auge und nieste sehr oft. Wir rechneten mit einer Erkältung; wie sich später zeigte, hatte sie jedoch Katzenschnupfen. Da sie den Katzenschnupfen bereits längere Zeit gehabt haben muss (die Bindehaut eines Auges ist leicht verwuchert), ist sie wahrscheinlich nicht in Kontakt mit anderen Katzen gekommen und hatte so Probleme damit, die Katzensprache zu verstehen.

Rocky hat eine sehr ruppige Katerart an sich, Maggie wiederum konnte ihm nicht zeigen, was sie dachte. Für uns Menschen sah es aus, als gäbe es ständig Streit zwischen den beiden. Da Rocky seinen Freigang zusätzlich ausweitete, sollte Maggie nach einer Woche wieder weg. Ich hatte derweil den kleinen Gnom ins Herz geschlossen und wollte sie keinesfalls wieder hergeben. Dazu kam noch, dass die schulmedizinische Behandlung gegen Maggies Katzenschnupfen nicht anschlug. So hätte ich sie noch viel weniger hergeben können.
Mit ihrer zweiten Woche bei uns änderte sich plötzlich alles.
Mein Verlobter war bereits daheim und Rocky von seinem Freigang zurück, als ich von der Arbeit kam. Wie immer warteten bereits alle drei auf mich im Flur. Kaum war ich zur Tür rein gaben sich Maggie und Rocky einen zaghaften Nasenkuss. Man steht da, glaubt nicht was man da sieht, hält den Atem an und die Tränen kommen einem vor Glück. Dass Maggie bleiben konnte, war somit beschlossene Sache.

Rocky und Maggie konnten sich danach immer besser arrangieren, oder besser gesagt Rocky passte sich ihr an. Sobald er in gewohnt stürmischer Katermanier auf sie zupreschte, ging Maggie in Drohhaltung. Rocky drehte dann beleidigt ab, Maggie sah zuerst etwas verwirrt aus und setzte aber dann nach und nach zum scheinheiligen Rückangriff an. So kam es dann, dass Rocky lernte, ihr Verhalten nicht immer gleich für bare Münze zu nehmen und ich täglich mehrmals eine „Büffelherde“ in der Wohnung erleben durfte. Zusammen mit ihren Spielen akzeptierte auch Rocky ihre Anwesenheit bei uns im Bett.

Mir als überzeugtem Gegner der Homöopathie wurde dann auch nahegelegt, Maggies Katzenschnupfen einmal mit eben dieser zu behandeln. 7 Tage später war der Katzenschnupfen bis auf einen chronischen Rest verschwunden.

Dann kam Maggies erster Freigang, zu dem ich mich sehr durchringen musste. Hätte ich gewusst wie sehr Rocky wirklich an seiner Maggie hängt, hätte ich mir nicht solche Sorgen gemacht. Er wurde ihr Schatten und verfolgte sie auf Schritt und Tritt.
Als sie in Richtung Vorgarten trabte, kam er gleich hinterher. Sobald sie Anstalten machte, in Richtung Strasse zu laufen, rannte er um sie herum, stellte sich drohend und knurrend vor ihr auf, bis sie die Richtung wechselte und wieder hinter das Haus in den Garten und in die Sicherheit wackelte. Ihr schwarzer Schatten hinterher.
Der Freigang war ein entscheidender Auslöser, um uns zu zeigen wie sehr Rocky seine Maggie liebt.
Die beiden sind fast unzertrennlich. Zu 90% können wir sagen, daß, wenn einer der beiden irgendwo zu sehen ist, auch sein Gegenstück nicht weit weg sein kann.
Ihr großer Beschützer ist Rocky allerdings geblieben. Denn wenn sich Madame mit Nachbarskatzen anlegt, wird Rocky um Hilfe gerufen der sich, ganz Gentleman, für seine Dame in den Kampf stürzt.

Im November 2005 kam schließlich noch eine Notfallkatze zu uns. Julia, 11 Jahre alt und schwer krank. Mittlerweile wissen wir, dass sie eine Futterallergie hat und daraus eine chronische Darmentzündung resultiert.
Die Zusammenführung zwischen ihr und Maggie war um einiges schlimmer als mit Rocky. Anders als Rocky passte sich Julia der „Sprache“ Maggies nicht an und Maggie verstand Julias „Sprache“ nicht. Maggie jagte Julia so heftig, dass sich Maggie danach panisch unter dem Bett verkroch und Julia nur noch in wirklich dringenden Fällen die Couch verließ. Im März 2006 verständigten wir dann eine Katzenpsychologin, die uns helfen sollte - und auch konnte. Das Verhältnis zwischen Maggie und Julia besserte sich zusehends. Mittlerweile kommt es oft vor, dass beide auf der Couch liegen und zusammen schlafen. Vor der Behandlung war noch nicht einmal daran zu denken, beide im gleichen Zimmer vorzufinden. Maggie hat jedoch auch heute noch leichte Probleme Julia zu verstehen, aber sie weiß jetzt, dass Julia keine Gefahr mehr für sie darstellt.

Leider hat Julia während der heißen Sommerzeit sich Maggies Stammplatz auf meinem Kopfkissen angeeignet. Ich hoffe das gibt sich wieder, denn mein kleiner Gnom fehlt mir sehr.
Dafür hat Maggie sich eine ganz besondere Art des Schmusens ausgesucht. Sie liebt es besonders, sich grunzend und sabbernd an meinem Ohr zu reiben. Danach wird dann auf die Schulter gestiegen, bei 5kg wackelnder-schwankender Katze auf den Schultern oft auch schmerzhaft.
Ich bin ihre Bezugsperson, worauf ich nicht wenig stolz bin. Mit niemandem kuschelt sie so intensiv wie mit mir. Unser Verhätnis ist einzigartig. Nach dem Tod meines ersten Katers im August 2004 hätte ich niemals gedacht, wieder so eine starke Beziehung zu einer Katze aufbauen zu können.

Aus dem kleinen vergnomten Waldschrat mit dem häßlichen schwarzen Fleck unter der Nase ist meine große Prinzessin geworden, die wir für nichts auf der Welt mehr hergeben würden. Nie hätte ich gedacht, daß eine Katze mich durch ihre Tollpatschigkeit so zum Lachen bringen kann. Sie ist ein Sonnenschein, für mich ein ganz besonders strahlender.

Und was sie besonders liebt sind kleine Küsse mitten auf ihren schwarzen Knutschfleck.

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